Lange unterwegs und ich freue mich immer noch auf morgen

„Lange unterwegs und ich freue mich immer noch auf morgen!“

  … und die Gäste freuten sich auf dieses Café+! Nach der freundlichen Begrüßung durch Doris Loh stellte sie den Referenten, ihren Bruder Karl-O. Haas, vor.
Dieser begann seinen Bericht, indem er das Wort aus dem Thema des Nachmittags „unterwegs“ definierte: Es ist ein Wort, das auf unterschiedlichen Ebenen benutzt wird: geographisch, zeitlich sowie geistig/geistlich, und zwar indem man sich ständig entwickelt und verändert.
Wichtig in seinem (wie auch in unserem) Leben waren die Wegkreuze: Wem bin ich begegnet? Wo habe ich eine Entscheidung treffen müssen? Wo bin ich Menschen begegnet, die mich gefördert, verändert, aber auch herausgefordert haben?
Ein Buch hatte ihn seit seiner Kindheit besonders geprägt: „So sah ich die Welt – Aus einem Weltreise-Tagebuch“ von Herbert Gezork. Seither träumte er davon, auch so die Welt zu bereisen, wie der Autor es getan hatte. Und tatsächlich: Eine ganze Menge davon hat Karl-O. Haas inzwischen gesehen und er ließ uns im Café+ ein wenig an seinem interessanten Leben teilhaben. Das Buch war zu einem Reiseführer für sein Leben geworden, ebenso wie die Bibel es war und ist.
Von seiner Heimat Derschlag aus verschlug es ihn weltweit: Israel, Russland, Türkei, Griechenland, Dänemark, Irland, Polen, Australien, Brasilien, USA, Kanada, Namibia, Sahara – und dies sind nur einige Stationen seiner Reisen.
Geboren 1933 erlebte er den 2. Weltkrieg als Kind. Als sein Vater zur Wehrmacht einberufen wurde, betete dieser, dass er keinen Menschen würde töten müssen. Er wurde zum Sanitätsdienst eingeteilt und somit hatte Gott sein Gebet erhört.
Eine weitere Kriegserinnerung: Seine Schule in Gummersbach wurde bombardiert und die Schüler waren nicht, wie sonst üblich, über den Hof zum Bunker gelaufen, sondern hielten sich im Keller der Schule auf. Das rettete ihnen allen das Leben.
Karl-O. Haas hat noch weitere wunderbare Bewahrungen erlebt, so zum Beispiel einen Angriff von Tieffliegern auf freiem Feld. Ein einzelner Baum, sein persönlicher „Baum des Lebens“, bot ihm Schutz vor den Schüssen aus den Flugzeugen. Anschließend sammelte er die Hülsen der Geschosse, die ihm gegolten hatten, auf. Die Gesichter der Piloten und Bordschützen hat er noch heute vor Augen.
Von Kind an war sein Berufswunsch gewesen, Lehrer zu werden. Leider konnten ihm seine Eltern das Abitur finanziell nicht ermöglichen und er musste Textilkaufmann lernen. So kam er zu einem Ehepaar in die Lehre, das sein Leben nachhaltig beeinflusste – wieder ein weiterer Abschnitt des Weges Gottes mit ihm. Auch Musik spielte immer eine wichtige Rolle, zwanzig Jahre lang dirigierte er zwei gemischte Chöre.
Später unternahm er zahlreiche Reisen mit Jugendgruppen. 1967 kam er zum ersten Mal – es sollten noch zehn weitere Reisen dorthin folgen – nach Israel. Sehr berührte ihn der Landeanflug des El Al-Flugzeugs, währenddessen der Pilot das Lied: „Hevenu shalom alechem – Wir bringen Euch Frieden“ spielte. Israel, ein besonderes Land, nämlich das, in dem Gott Mensch geworden ist.
„Der gute Zaun“: An der libanesisch-israelischen Grenze gibt es ein Loch im Grenzzaun, durch das Libanesen nach Israel gelangen und von Israelis in Empfang genommen werden, um hier eine geeignete medizinische Versorgung zu erhalten.
Als er, ebenfalls 1967, eine Reise nach Ost-Berlin leitete, meinte ein Teilnehmer, Beamter im Kreisjugendamt, dass er, Karl-O. Haas, eigentlich Lehrer sein sollte! Das war wie ein Stich in sein Herz, war dies doch sein innigster Berufswunsch gewesen. Mit Hilfe des Beamten bekam er die Erlaubnis, trotz fehlenden Abiturs Lehramt zu studieren und konnte so noch 25 Jahre lang in seinem Wunschberuf arbeiten – Gottes Fügung!
Über die Arbeit der Organisation „Liebe leben lernen“, bei der er viel über Vergebung, Versöhnung und Frieden lernen durfte, gelangte er nach Taizé in Frankreich, wo diese Gedanken vertieft und weitergetragen werden. In einer Veranstaltung hatte ein Teilnehmer den Satz geschrieben: „GODISNOWHERE!“. Dieser Satz hat zwei völlig entgegengesetzte Bedeutungen, je nach Lesart: „GOD IS NOWHERE“ (Gott ist nirgends) oder „GOD IS NOW HERE“ (Gott ist jetzt hier!).
Nach einem begeisterten Applaus der Zuhörer verabschiedete Karl-O. Haas sie mit einem Segensspruch, der ihm selbst viel bedeutet: „Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus“.
Nun freuen wir uns schon auf das nächste Café+ am 19. April 2012 zu dem Thema: „Gönn Dir eine Pause – für Deine Seele“ – ganz herzliche Einladung dazu!

Barbara Schellhase